Dringender Aufklärungsbedarf bei den MAP Fonds von Illya Steiner

AAA prüft die Beteili­gung­s­port­folien der MAP Fonds von Ilya Steiner hinsicht­lich ihrer Wirtschaftlichkeit

Es fing ganz harm­los an. Eines un­serer Mit­glieder hatte uns im Früh­jahr 2022 ge­b­eten, ein­mal den MAP An­s­par Plan Fonds 3 der Un­ternehmens­gruppe von Dr. Il­lya Steiner aus Ham­burg et­was näher an­zuse­hen, weil er dort noch laufend Ein­zahlun­gen leisten würde. Er würde jetzt dauernd Post von einer An­walt­skan­zlei er­hal­ten, die ihm em­pfiehlt, Schadens­er­satzk­lage zu führen. Sei das seriös?

Un­sere Vor­stands­vorsitzende Ker­stin Kon­dert hat sich da­rauf­hin zun­ächst den MAP An­s­par Plan Fonds 3 und im An­schluss daran auch den MAP An­s­par Plan Fonds 2 und MAP An­s­par Plan Fonds 1 sowie MAP Fonds 1, MAP Fonds 2, MAP Fonds 3 und MAP Green unter Lupe gen­om­men (MAP steht übri­gens im­mer für Multi As­set Port­fo­lio). Wir haben in ein Wespen­nest gestochen.

In diese sieben MAP-​Fonds, die Steiner in den Jahren 2009 bis 2012 aufgelegt hat, sind bisher mehr als 100 Mil­lionen Euro An­legergelder ge­flossen. Die Fonds ihr­er­seits soll­ten in “Zielf­onds” in­vest­ieren. Über die Streuung in ver­schiedene Branchen (Schiffe, Im­mob­i­lien, En­er­gie, Lo­gistik und Private Equity) wollte Steiner das Risiko min­i­mieren. In die MAP An­s­par Plan Fonds 2 und 3 zahlt ein Teil der An­leger noch laufend ein, während an­dere Gesell­schafter dieser Fonds die An­zahlung­s­phase schon been­det haben und laufende Aus­schüt­ten er­hal­ten. Aber wieviel Er­träge er­wirtschaften die Fonds tatsächlich?

Prob­lem­at­isch bei prakt­isch al­len Fonds ist, dass seit Inkraft­tre­ten des KAGB Mitte 2013 die Fonds nur noch unter ganz bestim­mten Be­din­gun­gen und Au­fla­gen In­vest­i­tionen täti­gen dür­fen. Bis Ende 2013 weisen die Fonds in ihren Bil­an­zen ku­muliert ein An­lagever­mö­gen von rund 45,6 Mil­lionen Euro aus. Die Summe Ges­amt­in­vesti­tionen aus den Port­fo­lioberichten der Fonds von Mitte 2021 be­trägt knapp 100 Mil­lionen Euro — die Fonds haben mehr als die Hälfte ihres Kapit­als erst nach 2013 in­vest­iert. Aus un­serer Sicht ist hier drin­gend zu prüfen, ob diese In­vest­i­tionen KAGB-​konform waren (was wir nach bish­eri­ger Prü­fung bezweifeln).

Dage­gen spricht unter an­derem, dass In­vest­i­tionen von mehr als 47 Mil­lionen Euro ab­weichend von den Prospekt­darstel­lung nicht in “Zielf­onds” ge­flossen sind, son­dern in Beteili­gun­gen an­derer Rechts­form, teil­weise auch in Direkt­beteili­gun­gen im Aus­land. Eine Vielzahl dieser Beteili­gun­gen befin­det sich zu­dem im Ein­flussbereich von Dr. Il­lya Steiner und seiner Un­ternehmens­gruppe. Auffal­lend ist auch, dass es die Steiner-​Gruppe mit der ge­set­z­lich gere­gel­ten Ver­öf­fent­lichungs­frist von Jahresab­schlüssen nicht be­son­ders eng sieht. In den meisten Fäl­len be­tref­fen die zu­letzt ver­öf­fent­lichten Ab­schlüsse das Jahr 2019.

Die Darstel­lungen in den Port­fo­lioberichten der MAP Fonds sind alles an­dere als trans­par­ent. So wird beis­piels­weise ver­schwie­gen, wenn bei verkauften oder li­quidier­ten “Zielf­onds” er­heb­liche Kapit­al­ver­luste real­is­iert wur­den. Welche Aus­schüt­tun­gen aus welchen Beteili­gun­gen ge­plant waren und welche Rück­flüsse tat­säch­lich bei den MAP Fonds ankom­men, wird gleich­falls nir­gends darges­tellt. Auf welcher Basis die Ankauf­sentscheidun­gen get­ro­f­fen wur­den, ist nicht nachvollziehbar.

Ein Extrem-​Beispiel, das nach un­serer Auffas­sung ge­fähr­lich an der Grenze zur Un­treue liegt, ist die In­vest­i­tion des MAP ASP 2 und MAP ASP 3 in die HEKA En­ergy Solu­tions GmbH in Höhe von insges­amt 1,6 Mil­lionen Euro.

Jochen Rieger war Gründer und ehem­a­li­ger Geschäfts­führer der HEKA-​Gesellschaften. Seine HEKA-​Muttergesellschaft und er per­sön­lich waren An­fang März 2020 in­solv­ent. Il­lya Steiner und Jochen Rieger kan­nten sich. Ende März 2020 kaufte Steiner für MAP ASP 2 und MAP ASP 3 die Gesell­schaftsanteile der HEKA En­ergy Solu­tions GmbH vom In­solv­en­zver­wal­ter der in­solv­en­ten Mut­tergesell­schaft. Mit er­worben wur­den ver­meint­liche For­der­ungen und An­s­prüche, für deren Wer­thaltigkeit der In­solv­en­zver­wal­ter als Verkäufer al­lerd­ings jeg­liche Gewähr aus­drück­lich aus­schloss. Die Privat­in­solv­enz von Rieger hielt Steiner nicht davon ab, ihn kurze Zeit später nicht nur erneut — auch hier han­delnd für die Fonds — zum Geschäfts­führer der HEKA zu be­stel­len, son­dern die Gesell­schaft mit noch mehr Kapital seitens der Fonds aus­zustat­ten und noch vier Tochtergesell­schaften von Rieger gründen zu lassen. Alle fünf Gesell­schaften sind in­zwis­chen in­solv­ent, die in­vest­ier­ten 1,6 Mil­lionen Euro sind wohl verloren.

In den Port­fo­lioberichten Mitte 2020 heißt es, die Renditeaus­sichten dieser Beteili­gung würden bei 7 bis 8 Prozent lie­gen. Der Jahresab­schluss 2019 der HEKA En­ergy Solu­tions GmbH zeigt al­lerd­ings über­haupt keine nennenswer­ten Ver­mö­genswerte. Die Bil­an­zen der Vor­jahre bele­gen eine rückläufige Geschäft­sentwicklung. Es stellt sich die Frage, auf welcher Zah­len­basis die Ankauf­sentscheidung get­ro­f­fen wurde. Die in den Port­fo­lioberichten in Aus­sicht ges­tell­ten Renditen haben keine erken­nbare Basis in der Wirklichkeit.

Der Ak­tions­bund Akt­iver An­leger­s­chutz e.V. will nun­mehr die An­leger al­ler MAP Fonds darin un­ter­stützen, die Ein­beru­fung außer­or­dent­licher Gesell­schafterver­sammlungen und die In­stall­a­tion von Beiräten durchzu­set­zen. Wir stel­len außer­dem die Platt­form, auf der sich die An­leger un­terein­ander aus­tauschen und vernet­zen können. Außer­dem set­zen wir un­sere Recher­chen fort, um die Hin­ter­gründe der Ankauf­sentscheidun­gen und den tat­säch­lichen wirtschaft­lichen Stand der Beteili­gun­gen zu ermitteln.

Von Schadens­er­satzk­la­gen aus Prospek­thaf­tung hal­ten wir al­lerd­ings aus ver­schiedenen Gründen im Falle der MAP Fonds wenig. Denn sie dürften — von al­len jur­istischen As­pek­ten abgese­hen — wirtschaft­lich wenig sin­nvoll sein. Die Fonds haben alle dies­el­ben drei Gründungs­gesell­schafter. Ge­gen diese würde sich ein An­s­pruch aus Prospek­thaf­tung richten. Es sieht so aus, als würden zwei dieser Gesell­schaften gerade für die “Beer­di­gung” vorbereitet. Der Journ­al­ist Stefan Loipfinger, mit dem wir uns hinsicht­lich der Recher­chen zu Steiner eng aus­tauschen, hat hier­über bereits berichtet. Seinen Kom­mentar finden Sie unter https://​in​vest​mentcheck​.de/​n​e​w​s​/​6​8​2​1​/​s​t​e​i​n​e​r​s​c​h​e​-​a​b​w​e​s​e​n​h​e​i​ten. Die dritte Gründungs­gesell­schaf­terin, die Kom­ple­mentärin MAP Steiner Ver­wal­tungs­gesell­schaft mbH, führt nach wie vor die Geschäfte der Fonds. Aber auch sie hat keine sol­che Fin­an­zkraft, dass sie die An­s­prüche von Tausenden von An­legern be­friedi­gen könnte.

Vor diesem Hin­ter­grund se­hen wir die be­sten Mög­lich­keiten, das Kapital und die In­teressen der An­leger zu schützen, bei einem Vorge­hen auf der Ebene der Fondsgesell­schaften. Dafür braucht es al­lerd­ings ents­prechende Mehrheiten. Wir haben uns auf den Weg gemacht, den An­legern bei der Beschaf­fung dieser Mehrheiten nach be­sten Kräften zu helfen. Jeder be­t­ro­f­fene An­leger kann sich bei uns melden. Wir sor­gen für die In­teressen­bündelung und In­form­a­tion­s­weit­er­gabe — auch ohne Mit­glied­schaft in un­serem Verein.

Hier finden Sie weit­ere Aktionsbund-​News zu diesem Thema:

Der Beitrag Drin­gender Aufklärungs­be­darf bei den MAP Fonds von Il­lya Steiner er­schien zuerst auf Ak­tions­bund Akt­iver An­leger­s­chutz e.V..

Quelle: Ak­tions­bund

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