Ekosem-​Agrar: nur dünne Milch für Anleger?

Bereits jetzt werden Kreditbedingungen bei Finanzierungen gerissen – auf welcher Grundlage sollen 100 Mio. Euro frisches Geld eingeworben werden?

Die Ekosem-​Agrar AG, deut­sche Hol­ding­ge­sell­schaft der auf Milch­pro­duk­tion in Russ­land aus­ge­rich­te­ten Un­ter­neh­mens­gruppe Eko­Niva, plant die Emis­sion… ei­ner Un­ter­neh­mens­an­leihe mit ei­nem Vo­lu­men von bis zu 100 Mio. Euro. Die An­leihe hat ei­nen Ku­pon von 7,50% und eine Lauf­zeit von 5 Jah­ren (ISIN DE000A2YNR0 / WKN A2YNR0). Ex­per­ten ma­len ein gro­ßes Fra­ge­zei­chen an diese un­be­si­cherte Anleihe. 

Die Banken haben die Hand auf wesentlichen Vermögensgegenständen

Die Be­tei­li­gun­gen an den wich­tigs­ten rus­si­schen Toch­ter­ge­sell­schaf­ten sind zu­guns­ten der Sber­bank, der Alfa Bank und der Rus­sian Agri­cul­tu­ral Bank (Ros­sel­khoz­bank) ver­pfän­det. Die Toch­ter­ge­sell­schaf­ten, de­ren An­teile ver­pfän­det wur­den, er­wirt­schaf­ten ei­nen we­sent­li­chen Teil des Um­sat­zes der Gruppe. Soll­ten die Ban­ken diese Pfand­rechte ver­wer­ten, so würde die Gruppe ei­nen we­sent­li­chen Teil ih­rer Ein­nah­men und Ver­mö­gens­ge­gen­stände verlieren.

Werden alle erforderlichen Darlehens-​Prolongationen gelingen?

Der Wirt­schafts­prü­fer weist selbst dar­auf hin, dass die Fort­füh­rung der Ekosem-​Agrar Gruppe we­sent­lich von der Fä­hig­keit des Kon­zerns ab­hängt, zu­künf­tig aus­rei­chende Zah­lungs­mit­tel zur Be­glei­chung von Ver­bind­lich­kei­ten zu er­wirt­schaf­ten. Dies schließt auch die Zah­lungs­mit­tel zur Til­gung von Bank­kre­di­ten ein, die zur Rück­zah­lung fäl­lig sind, so­weit diese nicht re­fi­nan­ziert re­spek­tive pro­lon­giert wer­den. Zum Auf­stel­lungs­zeit­punkt des Kon­zern­ab­schlus­ses 2018 er­war­tet die Ge­schäfts­füh­rung, dass die kurz­fris­ti­gen Fi­nanz­ver­bind­lich­kei­ten der Gruppe – un­ge­ach­tet des Um­stands, dass im ver­gan­ge­nen Jahr die Kre­dit­kon­di­tio­nen von be­stimm­ten kurz­fris­ti­gen Dar­le­hen in Russ­land nicht ein­ge­hal­ten wur­den – von den rus­si­schen Ban­ken wie bis­her re­gel­mä­ßig pro­lon­giert wer­den. Da­mit wird laut Wirt­schafts­prü­fer auf das Be­stehen ei­ner we­sent­li­chen Un­si­cher­heit hin­ge­wie­sen, die „be­deut­same Zwei­fel an der Fä­hig­keit der Ekosem-​Agrar Gruppe zur Fort­füh­rung der Un­ter­neh­mens­tä­tig­keit auf­wer­fen kann und ein be­stands­ge­fähr­den­des Ri­siko im Sinne des § 322 Abs. 2 Satz 3 HGB dar­stellt“.

Geschäftsbericht für das Jahr 2018: Bereits jetzt werden Covenants gebrochen, weitere Brüche stehen bevor

Liest man den Ge­schäfts­be­richt für das Jahr 2018, so über­rascht, mit wel­cher Ge­las­sen­heit dort von fort­ge­setz­ten Brü­chen der Kre­dit­be­din­gun­gen („Co­venants“) ge­gen­über fi­nan­zie­ren­den Ban­ken be­rich­tet wird. „In den letz­ten Jah­ren gab es eine Reihe von Ver­stö­ßen ge­gen sol­che Co­venants. … Die ak­tu­el­len Pläne der Gruppe wür­den zu ei­ner Ver­let­zung von Co­venants zum 31.12.2019 für ei­nen Groß­teil der lang­fris­ti­gen Fi­nanz­ver­bind­lich­kei­ten führen.“(Geschäftsbericht, Seite 41). Rechts­an­walt Dr. Wolf­gang Schirp aus Ber­lin meint dazu: „So et­was be­kommt man nicht alle Tage zu le­sen. Er­staun­lich, wenn ein Un­ter­neh­men 100 Mio. EURO fri­sches Geld ein­wer­ben will und im glei­chen Atem­zuge zu­gibt, bei be­stehen­den Fi­nan­zie­run­gen be­reits ver­trags­brü­chig zu sein. Auch wenn das Un­ter­neh­men dar­auf hin­weist, mit den bis­he­ri­gen Geld­ge­bern über An­pas­sun­gen der Kre­dit­be­din­gun­gen zu ver­han­deln: Als ver­trau­ens­bil­dende Maß­nahme ist der­glei­chen nicht ge­eig­net.

Fazit:

Bei Ekosem-​Agrar bzw. Kon­zern­ge­sell­schaf­ten gab es in den letz­ten Jah­ren eine Reihe von Ver­stö­ßen ge­gen Co­venants. Die ak­tu­el­len Pläne der Gruppe wür­den nach ei­ge­nen An­ga­ben zu ei­ner Ver­let­zung von Co­venants zum 31. De­zem­ber 2019 für ei­nen Groß­teil der lang­fris­ti­gen Fi­nanz­ver­bind­lich­kei­ten füh­ren. Doch schon jetzt sind we­sent­li­che Ver­mö­gens­ge­gen­stände als Si­cher­heit an rus­si­sche Ban­ken ver­pfän­det. Und wie re­agiert das Ma­nage­ment dar­auf? Mit der Emis­sion ei­ner wei­te­ren un­be­si­cher­ten An­leihe in Deutsch­land. Rechts­an­walt Dr. Wolf­gang Schirp: „Ein An­ge­bot mit vie­len, vie­len Un­be­kann­ten. Man muss schon sehr viel Ver­trauen in das Ma­nage­ment mit­brin­gen, um sich in die­ser An­leihe zu en­ga­gie­ren.“

Für wei­tere In­for­ma­tio­nen steht zur Ver­fü­gung: Rechts­an­walt Dr. Wolf­gang Schirp, Schirp & Part­ner Rechts­an­wälte mbB, Leip­zi­ger Platz 9, 10117 Ber­lin, Tel. 030-3276170, E-​mail schirp@​schirp.​com, URL www​.schirp​.com

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